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Bis
heute hat der bekannte und berüchtigte Kaiser
Nero
mit einem eher zweifelhaften Ruf zu kämpfen. Meist wird er damit in
Verbindung gebracht er hätte Rom angezündet und danach mit
seiner Lyra
den Brand bekleidet. Außerdem wird er oft als Tyrann angesehen der
sogar seine eigene Mutter ermorden ließ und eine grausame
Christenverfolgung durchführte. Dabei hat er sein negatives Image wohl
vor allem den Geschichtsschreibern zu verdanken und der Tatsache, dass
er im christlich geprägten Mittelalter als der Antichrist schlechthin
galt. Die Wahrheit indes sieht wohl nicht ganz so schwarz-weiß aus. Nero wurde am 15. Dezember 37 unter dem Namen Lucius Domitius Ahenobarbus in Antium geboren. Seine Mutter Iulia Agrippina war die Schwester des Kaisers Caligula, der in den antiken Quellen ebenfalls ein sehr negatives Bild hat und als Gewaltherrscher gilt. Neros Vater Gnaeus Domitius Ahenobarbus starb bereits zwei Jahre nach dessen Geburt. Nachdem Caligula ermordet worden war und Kaiser Claudius den Thron bestiegen hatte, offenbarte sich der Machthunger von Neros Mutter Agrippina. Sie heiratete den neuen Kaiser (der ihr eigener Onkel war) und ließ ihren Sohn, der erst dadurch den Namen Nero bekam, von ihm adoptieren. Sie schaffte es sogar Claudius, der wohl ihrer Schönheit erlegen war, dazu zu bewegen Nero in der Thronfolge auf Rang eins zu setzen und das, obwohl er eigentlich einen leiblichen Sohn hatte. Als Claudius 54 n. Chr. plötzlich doch eine Machtteilnahme seines leiblichen Sohnes ins Auge fasste kam es zwischen ihm und Agrippina zu einem heftigen Streit. Um Nero den alleinigen Thron zu sichern soll Agrippina ihren Mann angeblich sogar mit Pilzen vergiftet haben. Sicher ist nur: Claudius starb am 13. Oktober 54 und Nero wurde der neue Kaiser. Nero, der anfangs noch stark unter der Kontrolle seiner Mutter stand, wurde in den ersten Jahren als durchaus positiver Herrscher gesehen. Er ließ die Getreidepreise senken, veranstaltete Spiele und lehnte die kaiserliche Einmischung in senatorische Angelegenheiten ab. Nach und nach verlor Agrippina jedoch die Kontrolle über Nero und drohte deshalb ihn zu stürzen. Nero wandte sich daraufhin gegen seine eigene Mutter und ließ sie am 23. März 59 in ihrer Villa ermorden. Ein abscheuliches Verbrechen, welches er mit einem unterstellten Anschlagsversuch rechtfertigte. Jahre zuvor soll Nero bereits seinen jüngeren Stiefbruder vergiftet haben, dies gilt jedoch nicht als bewiesen. Ab 60 n. Chr. kam Neros eigentliche Bestimmung mehr und mehr zu Vorschein. Er selbst sah sich als Künstler der um Anerkennung buhlte. So stiftete er z.B. in Neapel Wettspiele nach griechischem Vorbild, bei denen sich die Konkurrenten sich in Gesang, Dichtkunst aber auch Pferderennen und anderen Sportarten messen mussten. Bei den nach ihm benannten Neronia Spielen trat er erstmals selbst vor einer größeren Anzahl Zuschauer auf und ließ sich feiern. Für die römische Aristokratie war dies ein ungeheuerliches und verdammenswertes Verhalten. Bis heute berühmt wurde Nero aber vor allem durch das schreckliche Ereigniss, das in der Nacht vom 18. auf den 19. Juli 64 in Rom stattfand. In den Gassen der Stadt entfachte ein Feuer, welches neun Tage lang wütete und mehrere Stadtteile komplett vernichtete. Schuld an der großen Zerstörung waren neben der viel zu dichten Bebauung auch starke Winde. Schon bald nach dem Brand wurden das Gerücht gestreut, Nero selbst hätte das Feuer gelegt um Platz für seinen neuen Palast, das Goldene Haus, zu schaffen. Tatsächlich war Nero zum Zeitpunkt des Brandausbruches im 50 Kilometer entfernten Antium, seiner Sommerresidenz. Möglich ist also höchstens eine Beauftragung zur Feuerlegung, aber auch das ist höchst umstritten. Das zweite Gerücht, welches besagt Nero hätte während des Brandes mit der Lyra den Untergang Trojas besungen ist ebenfalls mehr als nur zweifelhaft. Tatsächlich ist daran wohl Neros mehrfaches Auftreten als Künstler verantwortlich, dass von weiten Kreisen der höheren Gesellschaft als sehr skeptisch betrachtet wurde. Ausserdem ließ er sich zu jener Zeit auf der römischen As-Münze mit der Lyra in der Hand abbilden, was ein solches Gerücht durchaus angeschürt haben könnte. Nero selbst reagierte nach dem Brand Roms erstmal besonnen indem er die Getreidepreise absenkte und in seinem eigenen Park Notunterkünfte für die Obdachlosen errichten ließ. Dennoch machte schon bald das Gerücht von Neros angeblicher Schandtat die Runde, was ihn schließlich dazu bewegte einen Schuldigen zu suchen um von seiner eigenen Person abzulenken. Diesen Sündenbock fand Nero im Christentum. Deren Mitglieder waren das perfekte Opfer, zumal die damals noch kleine und junge Sekte der Christusanhänger in der breiten Bevölkerung nicht sehr beliebt waren. Die nun folgende, unter dem Namen "Neronische Christenverfolgung" in die Geschichte eingegangene, Verfolgung von Anhängern des Christentums war wohl die erste ihrer Art - Bis zum Jahre 311 n. Chr. sollten noch zahlreiche weitere folgen. Nero ordnete die Verhaftung zahlreicher Christen an und ließ etliche zu bestialischen Todesstrafen verurteilen. Dabei wurden die Hinrichtungen vor dem Volke regelrecht inszeniert und es kam zu grausamen Schauspielen. Frauen sollen z.B. an die Hörner von Stieren gefesselt und zu Tode geschleift worden sein, andere erwartete ein Schicksal als menschliche Fackeln oder sie wurden von Hunden zerrissen. Insgesamt blieb diese erste Christenverfolgung aber auf die Stadt Rom beschränkt, so dass man nach heutigen Schätzungen von etwa 200 Opfern ausgeht. Quellen der Spätantike sprechen hingegen von der fast fünfachen Anzahl. Die Christenverfolgung hat sicher maßgeblich dazu beigetragen, dass Nero in der später christlich geprägten Welt des Abendlandes das Bild des bösen Tyrannen bekam. Heute sollte man seine Rolle durchaus etwas differenzierter sehen. Das sich Nero selbst als Künstler sah und politisch wenig Interesse zeigte führte schon zu seinen Lebzeiten dazu, dass lediglich negative Quellen über ihn entstanden. Ein singender und tanzender Kaiser, dem das Urteil der Gesangsjury wichtiger erschien als das Römische Weltreich war vielen Zeitgenossen ein Dorn im Auge. In Wahrheit hatte Nero wohl einfach nur den falschen Job und war nicht als Herrscher geeignet. So war es nicht verwunderlich, dass sich die Ablehnung gegenüber Nero schon bald in Umsturzversuchen äußerste. 66 n. Chr. kam es zur Pisonischen- und kurze Zeit später zur Vinicianischen Verschwörung. Beide nach ihren Urhebern benannten Putschversuche scheiterten schließlich und führten zum Tod aller Beteiligten inklusive ihrer Nachkommen. Nero kannte infolgedessen kein Maßhalten mehr und brachte eine Welle von Verhaftungen und Verurteilungen ins Rollen, die seinen Abgang nur noch beschleunigen sollten. 68 n. Chr. rief der römische Statthalter Gaius Iulius Vindex zum Aufstand gegen Nero auf. Als sich zwei weitere Statthalter (Galba und Otho) dem anschlossen und Nero davon erfuhr soll er angeblich sogar in Ohnmacht gefallen sein. Da der Senat und die römische Oberschicht sich längst vom Herrscher abgewandt hatten und weitere Heere zu den Aufständischen überliefen, entschloss sich Nero dazu nach Ägypten zu fliehen. Auf dem Weg zum Hafen machte Nero in einem seiner Landgüter halt um sich auszuruhen. Als er wieder erwachte musste er feststellen, dass er von seiner Leibgarde und seinen treuesten Beratern im Stich gelassen wurde. Nero erkannte den Ernst der Lage und floh mit nur vier Begleitern um einen Unterschlupf zu finden. Während seiner Flucht soll er immer wieder die berühmten Worte "Welch Künstler geht mit mir zugrunde!" ("Qualis artifex pereo!") gerufen haben. Erst als er schließlich die herannahenden Pferde der Soldaten hörte beging Nero mit Hilfe seines Sekretärs Epaphroditus Selbstmord, indem er sich einen Dolch in die Kehle stecken ließ. Nach seinem Tod (am 9. oder 11. Juni 68) wurde die Leiche verbrannt und im Grabmal der Domitii beigesetzt. Nero, der kurz vor seinem Tod zum "Feind des Volkes" erklärt worden war, wurde nun mit der sogenannten "Damnatio memoriae" (Die Verdammung des Andenkens) bestraft. Hierzu wurden z.B. Büsten und Statuen zerstört oder bearbeitet. Das Römische Reich indessen fiel in die Wirren des Vierkaiserjahres (69 n. Chr.) indem sich kurz nacheinander Galba, Otho, Vitellius und schließlich Vespasian auf dem Thron abwechselten.
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"Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss" |